Lebensmittelkontrolle Eine Risiko-Geschichte Supermärkte Die Entwicklung einer Verkaufsstrategie Das Kalenderblatt 27.3.1990 In London wird das Sherlock Holmes Museum eröffnet Von Isabella Arcucci . Lebensmittelkontrolle - eine Risiko-Geschichte Autorin: Renate Eichmeier / Regie: Martin Trauner "Man lässt den Wein nicht rein mehr bleiben", klagte Sebastian Brant schon 1494 in seinem "Narrenschiff". Lebensmittelskandale sind keine Erscheinung der Moderne. Mit der Entstehung der mittelalterlichen Stadtgesellschaften machte die Versorgung der wachsenden Stadtbevölkerung eine arbeitsteilige Herstellung von Lebensmitteln notwendig und öffnete Tür und Tor für "Fälscherei und Beschiß". Fleisch von kranken Tieren wurde verkauft, Mehl gestreckt, Gewürze gefälscht - scharfe Strafen vom Pranger bis hin zum Strang sollten abschreckend wirken. Industrialisierung und wissenschaftlicher Fortschritt im 19. Jahrhundert erschlossen neue Dimensionen sowohl der Lebensmittelherstellung als auch -kontrolle und sorgten für öffentliche Diskussionen. Von schlechtem Nährwert und einer Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung war die Rede. Im 1871 gegründeten Deutschen Kaiserreich wurde der Ruf nach einer reichseinheitlichen Regelung laut. 1876 wurde das Kaiserliche Gesundheitsamt gegründet und drei Jahre später das Nahrungsmittelgesetz verabschiedet, das die Täuschung des Verbrauchers und die Gesundheitsschädlichkeit von Lebensmitteln unter Strafe stellte. Jetzt wurden erste Standards für eine präventive Überwachung der Lebensmittelindustrie festgelegt, und die moderne Lebensmittelkontrolle begann. Erstsendung 1. Februar 2016 Supermärkte - die Entwicklung einer Verkaufsstrategie Autor: Lukas Grasberger / Regie: Stefanie Ramb "Mein Name ist Piggly Wiggly und sie können sich selbst bedienen." Mit diesen Zeilen setzte der Bluessänger Charlie McFadden 1930 einer neuartigen Verkaufsstrategie ein Denkmal. Die Supermärkte des Unternehmers Clarence Saunders hatten zu diesem Zeitpunkt bereits die USA erobert, viele Konkurrenten haben seine 1917 patentierte Idee des "Piggly-Wiggly"-Ladens nachgeahmt: Statt sich in einem Geschäft in die Warteschlange einzureihen, bis ein Verkäufer die gewünschte Ware über die Theke reichte, machten sich die Käufer im Supermarkt selbst auf die Suche nach den Produkten ihrer Wahl. Der Kunde, der am Regal selbstständig Verbrauchsentscheidungen trifft, war geboren. "Dieser empfand die Selbstbedienung als Autonomiegewinn", sagt der Berliner Konsumforscher Wolfgang König. Diese war zeit- wie kostensparend, und ermöglichte doch, Waren und Preise zu vergleichen. Produkte mussten durch optische Aufmachung auf sich aufmerksam machen - und wurden fortan auch aktiv beworben. Den Bedarf großer Warenmengen durch Supermärkte konnten nur Hersteller decken, die auf Massenproduktion umstellten. Rationalisierung und Effizienzgewinne riefen dennoch auch Kritiker des Massenkonsums auf den Plan: Die persönliche Beziehung zwischen Kunden und Verkäufer sei mit den Supermärkten verlorengegangen, hieß es. Umweltschützer bemängelten, das Vorhalten von Waren im Überfluss ebne den Weg in die Wegwerfgesellschaft. Erstsendung 21. September 2017 Moderation: Michael Zametzer Redaktion: Thomas Morawetz
Mit Anja Backhaus Feature: Zukunft des europäischen Schienengüterverkehrs; Redezeit mit Andy Engel, Tätowierer: Brustwarzen tätowieren; Gedicht "Portait der Künstlerin" von Dorothy Parker zur vollen Stunde WDR aktuell
Hitler in Landsberg Der Festungshäftling Heinrich Held Ein Ministerpräsident und der Untergang Bayerns Das Kalenderblatt 27.3.1990 In London wird das Sherlock Holmes Museum eröffnet Von Isabella Arcucci . Hitler in Landsberg - der Festungshäftling Autor: Thies Marsen / Regie: Axel Wostry Nach seinem gescheiterten Putschversuch im November 1923 wird Adolf Hitler im Gefängnis von Landsberg am Lech eingesperrt - zunächst als Schutz-, dann als Untersuchungs- und schließlich als sogenannter Festungshäftling. Bei seiner Einlieferung ist er lichtscheu und depressiv, denn er rechnet fest mit einer hohen Gefängnisstrafe oder der Ausweisung in sein Herkunftsland Österreich. Doch schon 13 Monate später kann Hitler das Gefängnis wieder verlassen. Er hat nicht nur deutlich zugenommen, sondern er ist auch sonst wieder im Vollbesitz seiner Kräfte. Dank einer Gefängnisleitung, die mit Hitler sympathisiert, und einer Justiz, die den gescheiterten Putschisten und Hochverräter auffällig schont, kann Hitler seine Position als selbsternannter Führer der rechtsextremen Kräfte festigen. Als Ehrenhäftling genießt Hitler weitgehende Privilegien und beginnt damit, seine kruden Ideen niederzuschreiben: In Landsberg entsteht der erste Teil seines Buches "Mein Kampf". Später stilisieren die Nationalsozialisten Hitlers Festungshaft als Martyrium, die Stadt Landsberg versucht sie touristisch nutzbar zu machen, die Hitlerjugend veranstaltet Sternmärsche mit tausenden Teilnehmern zur Haftanstalt. Erstsendung 23. Februar 2015 Heinrich Held - ein Ministerpräsident und der Untergang Bayerns Autor: Hans Hinterberger / Regie: Martin Trauner Es ist vielleicht die größte Niederlage, die ein bayerischer Ministerpräsident im 20. Jahrhundert zu verkraften hatte: Am 9. März wird Heinrich Held abgesetzt. Er muss sich der Gewalt der Nationalsozialisten, der Gewalt des neuen Reichs Adolf Hitlers beugen. Der Freistaat Bayern als selbstständiges Staatswesen ist erst einmal Geschichte. Für Heinrich Held ist das umso schmerzhafter, hatte er doch seine gesamte politische Karriere der Verteidigung der Eigenstaatlichkeit Bayerns und dem Föderalismus gewidmet - und das obwohl er kein gebürtiger Bayern war! Außerdem war er es doch gewesen, der nach den wirren Anfangsjahren der Weimarer Zeit mit seiner langen Amtszeit von 1924 - 1933 wie kaum ein anderer für Stabilität und Kontinuität stand. Ausgerechnet er muss am Ende erleben, was er immer verhindern wollte: den Untergang Bayerns. Moderation: Michael Zametzer Redaktion: Thomas Morawetz
Die Transition als Problem Wenn junge Erwachsene mit Behinderung ihre Kinderärztinnen und -ärzte verlassen müssen Von Dorothea Brummerloh (Wdh. v. 16.05.2022) Dank medizinischen Fortschritts erleben mehr Kinder mit Behinderung den 18. Geburtstag. Damit beginnt eine Zeit der Abschiede. Vor dem Gesetz werden volljährige Menschen mit Behinderung wie gesunde Erwachsene behandelt; auch wenn ihr Entwicklungsstand dem eines Kleinkindes entspricht. Häufig sind Menschen mit chronischen Krankheiten und schweren Behinderungen von Geburt an in medizinischer Behandlung. Zwischen den Medizinerinnen, Medizinern und Kindern entsteht im Laufe der Jahre eine Beziehung, die mit der Volljährigkeit enden muss. Nach dem 18. Geburtstag dürfen die vertrauten medizinischen Personen ihre Patientinnen und Patienten nicht weiter betreuen. In Deutschland sind bis zu 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit sogenanntem speziellen Versorgungsbedarf betroffen. Den Übergang von der Pädiatrie in die Erwachsenenmedizin nennen Fachleute "Transition". In diesem schwierigen Prozess treffen viele Familien auf Probleme. Die Kooperation und Kommunikation der Beteiligten im Gesundheitswesen ist oft mangelhaft und es fehlt an Fachleuten, die die betroffenen Eltern und Jugendlichen auffangen können und wollen.